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Tourismus und Freizeit

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Diese Arbeitsgruppe widmet sich der Freizeit und insbesondere dem Tourismus. Letzterer, in der heutigen Form um das Jahr 1800 entstanden, ist ein soziales und wirtschaftliches Phänomen, an dem heutzutage kein Weg vorbeiführt. Trotz seiner Wichtigkeit wird der Tourismus oft unterschätzt, wenn nicht sogar übersehen. Ein paar Zahlen unterstreichen seine wirtschaftliche Bedeutung: 7 % der weltweiten Exporte, jeder 11. Arbeitsplatz und eine jährliche Wachstumsrate von durchschnittlich fast 4 %. Allein 2017 hat der weltweite Flugverkehr um 7,6 % auf 4 Milliarden Passagiere zugenommen, von denen ein Grossteil Touristen sind.

Solch ein Irrsinn bleibt auf den Ebenen der Soziokultur, der Umwelt und der Landschaft nicht ohne Folgen, sei es nun in den Ländern des Südens oder in den sogenannt entwickelten Ländern. Bei einer touristischen Nutzung der Gebiete lässt sich das nicht vermeiden. Es ist daher wenig erstaunlich, dass der immer energieintensiver werdende Tourismus einen riesigen ökologischen Fussabdruck hinterlässt. Die Reiseindustrie, die 8 % der anthropogenen Treibhausgase verursacht, ist massgeblich mitverantwortlich für den Klimawandel.

Dies ist umso bemerkenswerter, bleibt der Tourismus doch trotz zunehmender «Demokratisierung» ein Privileg einer kleinen Bevölkerungsgruppe. Diese Elite leistet sich den Luxus, nicht nur immer häufiger sondern auch immer weiter zu verreisen. Die besonders reisefreudige Schweizerbevölkerung nimmt dabei relativ gesehen einen der vordersten Plätze ein. Es ist kaum übertrieben zu sagen, dass die Reisen der Reichen auf Kosten der Lebensbedingungen der Armen gemacht werden. Von der Klimagerechtigkeit sind wir noch weit entfernt. Die Freizeitbeschäftigungen im Allgemeinen hinterlassen einen noch grösseren Fussabdruck, weil die Freizeit, wenigstens bis vor Kurzem, ständig zugenommen hat und schleichend kommerzialisiert worden ist.

Diese Arbeitsgruppe analysiert die Geogeschichte der «Touristifizierung» der Gebiete sowie die Einflüsse der Reiseindustrie auf den Raum und die Landschaft. Sie macht sich auch Gedanken über Veränderungen hin zu einem nachhaltigeren, verantwortungsvolleren und faireren Tourismus, von dem alle profitieren. Der Tourismus und die Freizeitbeschäftigungen im Allgemeinen müssen in Bezug auf Häufigkeit, Distanz und Dauer überdacht werden. Neue Formen wie der Regionaltourismus oder der Slow Tourisme sowie die Staycation sind zu bevorzugen.

Tätigkeiten

Bereits kurz nach der Gründung der Gruppe konnten erste Schwerpunkttätigkeiten ausgeführt werden. So hat unsere Arbeitsgruppe das internationale Kolloquium «Wasser und Tourismus» mitorganisiert, das im November 2017 in Bramois (Sion) und in Sierre stattgefunden hat. Die ASG hat diese Veranstaltung im Übrigen mit einem wertvollen finanziellen Beitrag unterstützt.

Zum Anlass des internationalen Jahres des nachhaltigen Tourismus für Entwicklung konnte ich als Guest Editor das Erscheinen von sechs Beiträgen in der Themennummer «Geographie des Tourismus und Nachhaltigkeit» der GeoAgenda (2017/3) koordinieren.

Die Arbeitsgruppe «Tourismus und Freizeit» sollte logischerweise mit der Gruppe «Mobilität und Raumentwicklung» zusammenarbeiten.

Rafael Matos-Wasem, 2018

Ecole hôtelière, Addis-Abeba, Ethiopie
Ecole hôtelière, Addis-Abeba, EthiopieImage: Rafael Matos-Wasem

Leader : Rafael Matos Wasem (SGG) – /page personnelle